Donnerstag, 7. Mai 2020

Wir tragen Verantwortung!

Im 1. Mose 1:27-28 heißt es
So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. Er segnete sie und sprach: "Vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz! Ihr sollt Macht haben über alle Tiere: über die Fische, die Vögel und alle anderen Tiere auf der Erde!"
Macht. Da haben wir wieder dieses Wort, auf das ich hier schon mal eingegangen bin. Aber was genau ist "Macht"? Und was beinhaltet sie?

Wenn wir das Wort "Macht" hören oder lesen, denken wir zuallererst an die, die zu den oberen Zehntausend gehören, zur "Elite". Wir denken an korrupte Politiker und Politiker bestechende Industrielle. Wir denken an Bundestagsabgeordnete die, anstatt bei einer wichtigen Plenarsitzung zu sein, lieber eine halbe Stunde eine Rede vor Managern der Deutschen Bank halten und dafür mehrere Tausender kassieren.

Ist das wirklich Macht? Nein. Das ist Machtmissbrauch. Das ist gegen Gottes Regeln, gegen seinen Wunsch, gegen die Gesellschaft. Wir erleben unter Politikern immer wieder ein entwürdigendes Postengeschacher. Sie wollen Macht. Nichts weiter. Ohne Rücksicht darauf, ob sie mit der Macht überhaupt klarkommen.

Was aber ist diese Macht, die Gott uns über die Tiere (und Pflanzen) gab? Die Macht über seine Schöpfung? Ich versuche das zu erklären:

Ich komme aus der ehemaligen DDR, aus dem Ostteil Berlins. Bereits im April 1989 war ich in der Gethsemanekirche aktiv, habe erfahren, was alles schief lief. Die Bonzen klebten an ihrer Macht und hatten eigentlich keine Ahnung von den Realitäten im Land. Wir aber kämpften für die Freiheit.

Die kam nach der Maueröffnung durch die Wiedervereinigung am 03. Oktober 1990. Und dann passierte etwas kurioses: Viele Menschen sehnten auf einmal die soziale Sicherheit der DDR zurück! Sie hatten nicht verstanden, dass Freiheit auch immer bedeutet, Verantwortung für sich selbst und die Gesellschaft zu übernehmen. Und für unsere Mitgeschöpfe, die keine Stimme haben.

Noch immer werden jedes Jahr mehrere Millionen männlicher Küken geschreddert, weil sie keine Eier legen werden. In den Massentierzuchten erleiden Schweine und Rinder Qualen, die kaum zu beschreiben sind. In Legebatterien werden Hühner unter grausamsten Bedingungen gehalten, hacken instinktiv aufeinander ein, haben kaum Federn... Männliche Ferkel werden ohne Betäubung kastriert, bei Lebendtiertransporten verdursten die Tiere fast oder sterben an Erschöpfung, weil sie mehrere Tage in den engen Transportautos stehen...

Soll ich weitermachen? Und das alles geschieht übrigens mit Deckung deutscher Politiker, die der Bauernlobby hörig sind und die sich nicht dafür interessieren, dass es ein Tierschutzgesetz gibt und dass es sogar im Grundgesetz, Artikel 20a heißt
"Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung."
"Macht" bedeutet Verantwortung zu übernehmen.  Zu steuern und einwirken zu können. Man kann Macht zum Guten oder zum Bösen anwenden. Die besten Beispiele für die böse Anwendung von Macht sind zum Beispiel Hitler oder Stalin. Hier wird Macht sogar zerstörerisch und vernichtend eingesetzt.

Wir als Christen müssen unsere Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe auf eine barmherzige Art wahrnehmen. Und glauben sie, wir haben Macht! Denn wir sind Konsumenten. Und durch unseren Konsum können wir steuern. Durch unser Wahlverhalten können wir steuern. Wir können die Politiker, die gegen die Mitgeschöpfe oder die Gesellschaft regieren bei der nächsten Wahl abstrafen. Wir können entscheiden, nur noch - zum Beispiel - Eier aus Freilandhaltung kaufen. Je mehr Menschen das machen, umso weniger verdienen die Unternehmen mit den Legebatterien. Und werden irgendwann zur Freilandhaltung umschwenken.

Wir können die zuständigen Ministerien mit Protestschreiben gegen die betäubungslose Ferkelkastration zuschmeißen, wir könne Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft leisten. Wir haben die Macht, etwas zu verändern. Zum Besseren.

Der HERR hat uns Verantwortung übertragen. Wir sollen für seine Schöpfung sorgen und sie hegen und pflegen. Und ich verstehe die Bibel so, dass wir barmherzig gegen unsere Mitgeschöpfe zu sein haben. Wir sollen gegen die, die sich gegen die Schöpfung, die Gesellschaft oder sogar gegen Gott vergehen, mit allen uns zur Verfügung stehenden friedlichen Mitteln vorgehen. Mit unserem Konsumverhalten oder mit unserer Stimme an der Wahlurne. Wir haben Macht. Und wir haben Verantwortung.

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