Donnerstag, 20. Februar 2020

Dankbarkeit - eine Form der Demut

Dankbar zu sein ist nicht immer einfach. Sie hatten zum Beispiel eine Operation beim Kieferchirurgen und ihnen tut danach der Mund weh. Schmerzen von einem anderen Stern. Ist es da nicht menschlich, den Kieferchirurgen zu verfluchen, ihm Tiernamen zu geben und ihm die Pest an den Hals zu wünschen?

Ja. Es ist menschlich. Und sicher hat Gott auch Verständnis dafür. Das heißt aber nicht, dass es richtig ist. Wir sollen unsere Mitmenschen lieben, nicht ihnen das schlimmste wünschen. Und ist es nicht eine Herausforderung, den Kieferchirurgen, der uns die Schmerzen zugefügt hat, zu lieben und ihm zu danken? Schließlich will er uns helfen.

Sein wir dankbar dafür in einem Land zu leben, in dem es Ärzte gibt, die uns helfen können und wollen. Sein wir dankbar für unser Sozialsystem, in dem wir den Versicherungsschutz haben der es uns ermöglicht, zum Arzt zu gehen.

Sein wir den Menschen dankbar die Jahre ihres Lebens darauf verwenden, medizinische Berufe zu erlernen oder gar zu studieren und die nicht selten noch über Jahre Bafög zurückzahlen müssen.

Indem wir für all das dankbar sind beweisen wir auch Demut. Wir zollen Menschen Respekt, durch die der HERR uns hilft. Menschen, die Gott animiert hat, einen medizinischen Beruf zu ergreifen. Und denen oft genug bewusst ist, dass sie anderen Schmerzen zufügen müssen, um zu helfen. Helfen tun sie sicher gern, aber ganz sicher fügen sie anderen Menschen nicht gerne Schmerzen zu. Das bringt leider der Beruf mit sich.

Ich glaube, diese Ärzte wissen, wie oft sie verflucht werden. Und trotzdem tragen sie dieses Los.

Das Beispiel Kieferchirurg ist nur eines. Nehmen wir Finanzbeamte. Wer zahlt schon gern Steuern? Und dann gibt es da welche, die beim Finanzamt ihr täglich Brot damit verdienen andere zu kontrollieren, ob sie auch ja redlich ihre Steuern bezahlt haben, bis auf den letzten Cent!

Wir alle wollen aber auch, dass die Gemeinschaft funktioniert. Wir wollen die Polizei rufen können wenn bei uns eingebrochen wurde. Wir wollen intakte Straßen und Gehwege. Wir wollen, dass der Staat in die Infrastruktur investiert. Und so weiter und so fort.

Dass wir all das können - und das sind nur Beispiele - ist denen zu verdanken, die für den Staat die Steuern einnehmen und das Geld verwalten, also den ungeliebten Finanzbeamten. Sein wir ihnen also dankbar. Oder etwa nicht?

Nehmen wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ordnungsämter. Die scheinen tatsächlich ihre Erfüllung darin zu sehen, ihre Mitmenschen mit Knöllchen zu drangsalieren. Scheinbar haben sie an allem und jedem etwas auszusetzen. Dabei ist das Einzige was sie sich aussetzen der Hass, die Wut und auch Handgreiflichkeiten gegen ihre Personen.

Dass sie mit ihrer Arbeit einen wirklich wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten sehen die wenigsten. Sie gehen gegen diejenigen vor die der Auffassung sind, Regeln würden nur für die anderen gelten. Regeln sind aber der Grundbaustein unseres Zusammenlebens, unserer Gesellschaft, unserer Zivilisation. In jeder Familie gibt es Regeln. Sein wir also auch den Leuten von den Ordnungsämtern dankbar.

Übrigens: Die Sache mit dem Respekt und der Dankbarkeit kann man mit jedem Job machen. Wenn sie sich zum Beispiel mal über einen Fahrkartenkontrolleur ärgern fragen sie sich einfach, wofür sie diesem Menschen jetzt dankbar sein können, was sein Beitrag für sie selbst oder die Gesellschaft ist. Und schon sehen sie ihn wahrscheinlich in einem anderen Licht.

So kommen wir gottgewollter Demut näher und so ganz nebenbei wird unsere Gesellschaft ein kleines bisschen besser. Weil Hass und Wut kaum noch eine Chance haben. Demut und Dankbarkeit sind die Schlüssel.

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